DieserErstellt: 02.01.2015
umgebaute und stark erweiterte 1040 STe soll den Abschluß und den Höhepunkt aller Erweiterungsprojekte
am Atari darstellen. Das Projekt begann im November 2013 und wurde intensiv vorangetrieben bis Anfang Mai 2014. Seit
dem ruhte es bis zum Dezember 2014, da aufgrund Zeitmangels ein Fehler beim Anschluß der "letzten" Erweiterung,
einer Speichererweiterung, nicht gesucht werden konnte. Dieser Fehler ist mittlerweile identifiziert und
behoben worden.
Das Projekt kann als reines Prestigeprojekt bezeichnet werden. Es gibt dafür weder einen rationalen Bedarf
noch Anforderungen. Es wurde lediglich versucht herauszufinden, wo die Grenze bei einer Aufrüstung eines
originalen Atari 1040 STe liegt, ohne diesen zur Unkenntlichkeit zu verfälschen.
Beides kann, aus meiner Sicht, als gelungen bzw. erfüllt betrachtet werden. Der Atari ist rein äußerlich
von seinem Original kaum zu unterscheiden. Natürlich wurden die Seiten (rechts, links, hinten) bearbeitet,
passen sich aber sehr gut an das Original an.
Folgende Merkmale zeichnen diesen erweiterten 1040 STe aus, auf die in den Unterkapiteln genauer eingegangen
wird.
- Betriebssystemumschalter
- PLCC-CPU-Sockel-Adapter zum Anschluß eines IDE-Interfaces mit herausgeführtem CPU-Bus
- IDE-Interface
- SlimLine IDE-CDROM-Laufwerk
- Doppel-CF-Karten-Adapter
- Real-Time-Clock nach Atari-Profibuch
- interner ACSI-SCSI-Hostadapter, angeschlossen an einem intern installierten DMA-Anschluß
- interne 2.5-Zoll SCSI-Festplatte
- Statusanzeige durch mehrere LED
- Interner Doppel-SD-Kartenleser - UltraSatan
- SlimLine-HD-Disklaufwerk (Ajax-FDC) mit Schaltung zur Bereitstellung des HD-/DC-Signals
- Interne Panther/2 Busplatine, an den CPU-Bus über eine Adapterplatine angeschlossen
- zwei rückseitige 34-polige Steckverbinder zum externen Anschluß der Panther/2-Slotplatine
- Gehäuse für die Panther/2-Slotplatine inkl. der ET4000-ISA-Grafikkarte
- interne Speichererweiterung MagnumST (ein Re-Layout der originalen MagnumST)
- Modernes, leistungsstarkes, externes Netzteil
Die größte Frage, welche die ganze Zeit immer im Raum stand: Verkraftet der Atari 1040 STe all diese
Erweiterungen, d.h. können diese auch noch verwaltet und korrekt angesteuert werden. Im Nachhinein kann
diese Frage positiv beantwortet werden. Allen Unkenrufen zum Trotz arbeiten alle Erweiterungen stabil und
fehlerfrei.
Der Umschalter bzw. die Umschaltlogik ist schon vom sogenannten "Mega 1040 STe" bekannt. Es handelt sich um
eine kleine, von Tobias Grönhagen und mir entwickelte Schaltung, welche ein Reset-festes Umschalten
zweier Betriebssysteme - die sich auf den OS-Eproms befinden - ermöglicht. Die Schaltung benötigt wenige
Bauelemente (unter "Downloads" kann diese abgerufen werden).
Für diesen Atari wurde die Schaltung auf einer Multifunktionsplatine integriert, welche selbst entwickelt
und industriell gefertigt wurde.
Auf den OS-Eproms ist zum einen TOS 2.06 und zum anderen MagiC 6.02 enthalten. Zwischen diesen beiden
Betriebssystemen kann mit Hilfe dieser Schaltung im laufenden Betrieb umgeschaltet werden und nach einem
Reset des Rechners wird mit dem jeweils aktiven System gestartet.
[]
Es handelt sich hierbei nicht nur um einen einfachen Adapter. Auf der Platine befinden sich zwei weitere
Schaltungen.
Der Grund für die Entwicklung dieser Platine ist im Einsatz des IDE-Interfaces zu suchen. Dieser von
Alan Hourihane entwickelte "IDE-Doubler" ist so konzipiert, daß er auf die PLCC-CPU des STe und in deren
Sockel gesteckt werden soll. Meiner Meinung nach ist dies eine ungünstige Lösung, da sie sowohl
mechanisch, als auch elektrisch instabil ist. Desweiteren werden die Kontakte der CPU und der Fassung
mechanisch überansprucht.
Die Platine besitzt einen Sockel für die CPU und eine Fassung, in die der Doubler gesteckt werden kann.
Diese Verbindung ist mechanisch und elektrisch stabil. An die Fassung ist der komplette CPU-Bus gelegt.
Weiterhin befinden sich auf der Platine eine Schaltung zur Einbindung einer RTC
(entsprechend Atari-Profibuch) und die Schaltung zum Umschalten der beiden Betriebssysteme. Am oberen
Rand befindet sich ein 64-poliger Verbinder, mit dem der gesamte CPU-Bus nach außen geführt wird.
Angeschlossen an diesen Verbinder ist ein ca. 10 cm langes Flachbandkabel, welches die von der
Panther/2 und der MagnumST benötigten Signale zu diesen führt.
Zum Einsatz der Platine ist es notwendig, die originale PLCC-Fassung zu entfernen und statt dessen
Buchsen- oder Stiftleisten einzulöten, je nach dem, ob die Platine unten zum aufstecken mit Stift- oder
Buchsenleisten versehen wird.
Auf einigen Fotos ist die Platine zu sehen. Das Layout und die Gerber-Daten stehen unter
"Downloads" zur Verfügung.
[]
Das IDE-Interface ist eine sehr gute Entwicklung von Alan Hourihane und wird als "IDE-Doubler" bezeichnet.
Der wirklich einzige Nachteil wurde im Kapitel zuvor beschrieben.
Das Interface ermöglicht den Anschluß von bis zu vier IDE-Geräten, darunter auch CD-ROM-Laufwerken. Die
Systemsoftware HDDRIVER von Uwe Seimet unterstützt den Doubler.
An das Interface sind in diesem System zwei CF-Kartenadapter und ein CD-ROM-Laufwerk angeschlossen. Diese
Konstellation arbeitet stabil und fehlerfrei.
[]
Anders als beim SlimLine-Diskettenlaufwerk gestalten sich die Suche nach einem geeigneten Laufwerk und
dessen Anschluß wesentlich einfacher. Laufwerke mit weißer oder beigefarbener Blende sind einfach erhältlich.
Es muß nur darauf geachtet werden, ein Laufwerk mit einem 44-poligen Anschluß einzusetzen, da der Doubler
auf diese Anschlußart spezifiziert ist. In der Regel sorgt dafür ein Adapter, da SlimLine-CD-ROM-Laufwerke
normalerweise in spezialisierte Laufwerksschächte eingeschoben werden. Der Adapter setzt dabei die beiden
Anschlußspezifikationen um.
Da ein CD-ROM-Laufwerk sehr viel mehr Strom verbraucht, als zum Beispiel eine CF-Karte, wird die Spannung
für das Laufwerk separat angelegt und nicht über das Flachbandkabel zur Verfügung gestellt. Damit wird
sichergestellt, daß weder der IDE-Doubler noch der CPU-Adapter überlastet werden.
Das Laufwerk vom Typ "Teac C-224E" ist mechanisch in einen Plexiglasrahmen eingebaut. Dieser nimmt auch das
Diskettenlaufwerk auf. Der Rahmen ist an der Gehäuserückseite des Atari befestigt.
Der Einsatzzweck des Laufwerkes ist hauptsächlich die Bereitstellung von Audio-CD, um somit das Abspielen
von Musik am 1040 STe zu ermöglichen. Andere Lösungsansätze diesbezüglich haben sich als untauglich
herausgestellt. Zwar gibt es zum Beispiel MP3-Player für TOS 2.06, jedoch reicht die Leistungsfähigkeit des
STe nicht aus, diese korrekt wiederzugeben. Hauptgrund dafür ist die geringe Datenübertragungsrate von den
angeschlossenen Massenspeichern zum System. Auch eine Übertragung der Audiodaten über das Netzwerk scheidet
aus ähnlichen Gründen aus.
Das Abspielen der Musik soll schließlich parallel zu anderen Arbeiten stattfinden. Ein CD-ROM-Laufwerk mit
Audioausgang stellt hierbei eine ideale Lösung dar, denn die Audiodaten werden dabei direkt vom Laufwerk
verarbeitet und die Audiosignale an angeschlossene Lautsprecher ausgegeben.
Im Multitasking-Modus, z.B. beim Einsatz von "MultiGEM II" kann das Programm "CDPLAYER" verwendet werden, um
eine zufällige Abfolge der Musikstücke zu erreichen. Die einzige Kommunikation, die hierbei zwischen
Laufwerk und System in Form eines Datenaustausches stattfindet, ist das Senden des Signals zum abspielen des
nächsten Tracks.
[]
Die beiden Hauptmassenspeicher für diesen STe sind zwei CF-Karten, welche jeweils in einem CF-Karten-Adapter
stecken.
Beide Karten sind am "primary port" des IDE-Doublers angeschlossen; eine als Master, die andere als Slave.
Auf der einen Karte befinden sich die Daten, um das Betriebssystem TOS 2.06 zu starten. Auf der anderen
Karte sind die Daten für MagiC 6.02 abgelegt.
Mit Hilfe eines Umschalters - des Betriebssystemumschalters - wird sowohl das zu startende Betriebssystem
ausgewählt, als auch die Zuordnung "Master-Slave" der beiden CF-Karten bestimmt. Das bedeutet konkret, daß
zum Beispiel bei der Auswahl von MagiC als Betriebssystem die dazugehörige CF-Karte "Master" und die
"TOS"-Karte als Slave eingestellt ist.
Die beiden Adapter sind sehr preiswerte Geräte aus China und befinden sich unterhalb des
Diskettenlaufwerkes.
Damit ein Zugriff auf die Karten auch über eine LED signalisiert wird, müssen die Adapter aufgrund eines
Layoutfehlers modifiziert werden.
[]
Dieser von der Firma Inventronik entwickelte Adapter ist äußerst kompakt und erlaubt den Anschluß von
SCSI-Geräten an den Atari. Er ist jedoch nicht direkt für den Einsatz in bzw. an einem 1040 STe vorgesehen.
Leider besitzt der Adapter einige Nachteile. Zum einen wird der stabile Betrieb nur eines SCSI-Gerätes
garantiert. Dies hat seinen Hauptgrund in der nicht vorhandenen aktiven Terminierung des SCSI-Busses.
Weiterhin bringt der Adapter keinerlei Befestigungsmöglichkeiten mit. Hier ist schon sehr viel Tüftelei
notwendig, um die Platine sicher im System unterzubringen.
Für einen sinnvollen Einsatz empfiehlt es sich dringend, den Adapter mit einem Terminatorschaltkreis
"UC5601" nachzurüsten. Und hier kommt dann der dritte Nachteil zum Vorschein: Die Pads auf der Platine,
auf die der IC aufgelötet werden soll, liegen viel zu dicht beieinander. Beim einlöten dieses SMD-IC sind
daher viel Geduld und eine ruhige Hand notwendig.
Alles in allem ist der Adapter für den Einsatz in diesem System (nach der Nachrüstung) zwar geeignet, aber
der Aufwand und der sehr hohe Preis rechtfertigen keinesfalls den erzielten Nutzen. Es gibt deutlich bessere
und nur unwesentlich größere ACSI-SCSI-Adapter (z.B. GeSoft).
Der Adapter ist an den ACSI-Bus des STe über ein Flachbandkabel angeschlossen, welches in einen
Pfostenstecker eingesetzt wird. Der Pfostenstecker stellt praktisch einen internen ACSI-Anschluß dar und ist
auf einigen Fotos an der Gehäuserückseite zu sehen.
Das Flachbandkabel selbst hat einen zweiten Abgriff, an dem die interne USatan angeschlossen ist.
Über einen Schalter kann der Adapter spannungslos geschaltet werden und wird damit komplett - und entgegen
der Meinung vieler "Experten" - vom System getrennt. Eine Korrumpierung des ACSI-Busses erfolgt dadurch nicht.
[]
Diese Festplatte ist eine absolute Spielerei und hat keinerlei praktischen Nutzen. Einzig wegen des
"Feelings" - das surrende Geräusch beim Betrieb - wurde sie eingebaut.
Bei der Festplatte handelt es sich um eine IBM-Serverplatte im 2.5-Zoll-Format, vom Typ "ST936701LC". Das
ist eine sog. LVD-SCA-Ultra-2-SCSI-Platte, mit einem 80-poligen SCA-2-Steckverbinder. Sie unterstützt
16-Bit-Datentransfer und besitzt keine Terminierung. Letzteres stellt bei einer kurzen Verbindung zum
SCSI-Controller kein Problem dar.
Die Platte ist an den zuvor beschriebenen Hostadapter angeschlossen. Da dieser nur einen 50-poligen
Narrow-SCSI-Anschluß aufweist, wird ein Adapter zwischen SCA-2 und Narrow eingesetzt. Der Hostadapter
unterstützt weiterhin nur 8-Bit-Datentransfer. Das stellt für die Festplatte kein Problem dar,
vorausgesetzt, die "überschüssigen" Datenleitungen auf seiten der Festplatte werden auf "high" gezogen.
Der SCA-2-Narrow-Adapter sollte dafür sorgen. Tut er es nicht, muß er nachgerüstet werden. Weiterhin geht
die Platte automatisch in den SE-Modus (Single-Ended-Modus). Auch hierfür muß der Adapter sorgen, indem das
"Diffsens"-Signal auf Low gelegt wird. Fragen dazu werden gern beantwortet.
Die Festplatte ist das einzige SCSI-Gerät im System.
[]
Mit Hilfe der UltraSatan kann ein Austausch von Daten, welche auf SD-Karten vorliegen, zwischen diesen und
den CF-Karten vorgenommen werden.
Die USatan ist mechanisch über der Festplatte angebracht und deren Kartenslots werden am linken Gehäuserand
nach außen geführt. Elektrisch ist sie über ein Flachbandkabel mit dem internen ACSI-Anschluß. Sie läßt
sich per Schalter spannungslos schalten und wird damit komplett vom System getrennt.
[]
Die, neben dem Einbau der MagnumST, größte Herausforderung war die Integration eines
HD-1.44-MB-Diskettenlaufwerkes im SlimLine-Format. Diese Laufwerke sind praktisch nur dazu geeignet, an PC
eingesetzt zu werden und verhalten sich in der Regel (zu 99,99 Prozent) nicht Atari-konform. Am PC übernimmt
der FDC die Kontrolle über das Laufwerk und steuert es so an, daß es sowohl HD- als auch DD-Disketten
verarbeiten kann.
Zunächst einmal muß der STe befähigt werden, überhaupt mit HD-Diskettenlaufwerken umgehen zu können. Der
originale Floppy-Disk-Controller (FDC) ist dazu nicht in der Lage. Idealerweise sollte dieser gegen einen
Ajax-Controller ausgetauscht werden, was hier erfolgte. Das allein reicht jedoch nicht, um HD-Disketten
auch verarbeiten zu können. Hierzu wird aufgrund des benötigten BUS-Taktes von 16 MHz auch eine erweiterte
Logik notwendig. Diese liefert das Mega-hz-Modul von Wolfram Fischer. Damit sind die notwendigen
Voraussetzungen geschaffen, ein HD-Laufwerk anschließen zu können.
Ein SlimLine-Laufwerk verhält sich nicht Atari-kompatibel oder besser: Atari hat wie sooft einen Sonderweg
beschritten. Folgende Hürden müssen überwunden werden.
Wird eine Diskette gewechselt, muß das System diesen Wechsel erkennen. Atari mißbraucht zum Erkennen des
"disc change" die Write-Protect-Leitung. Natürlich verhält sich das SlimLine-Laufwerk nicht, wie Atari es
voraussetzt.
Das System muß das Laufwerk so ansteuern, daß sowohl DD- als auch HD-Disketten korrekt erkannt, gelesen,
geschrieben und formatiert werden. Normale 3.5-Zoll-Diskettenlaufwerke werden hier keine Probleme verursachen.
SlimLine-Laufwerke sind aber nicht für Desktop-PC vorgesehen und werden ganz anders angesteuert (schon die
Verbindung zum Rechner und das Pinout des Laufwerksverbinders sind nicht kompatibel zum Desktop-PC). Daher
sind die Signalspannungen, welche zwischen HD und DD unterscheiden, am Atari ohne Anpassung nicht zu
verwenden.
Abhilfe für beide genannten Probleme schafft eine selbstentwickelte Schaltung, welche die notwendigen Signale
dahingehend aufbereitet, daß sie sich für den STe kompatibel darstellen. Notwendig ist dabei das Auftrennen
der HD-Leitung (PIN 2 des Laufwerksbusses). Die Schaltung basiert auf einer Vorlage von Pera Putnik und wurde
an die Bedürfnisse eines SlimLine-Laufwerkes angepaßt und sollte für die meisten Laufwerke "gültig" sein. Sie
kann unter "Downloads" gefunden werden.
Ein weiteres Problem beim Einbau ist der mechanische Anschluß des Laufwerkes. SlimLine-Laufwerke haben eine
andere Verbindungstechnik und das Pinout des Anschlusses entspricht nicht dem eines normalen Laufwerkes. Es
was daher notwendig, den originalen Kabelanschluß für das Laufwerk auszubauen und statt dessen eine 34-polige
Buchse einzubauen. In diese wird ein modifizierter SlimLine-Adapter gesteckt, an den dann das Laufwerk
angeschlossen wird. Der Adapter wurde dahingehend abgeändert, daß er so platzsparend wie möglich eingesetzt
werden kann (auf einem der Fotos ist dies zu sehen).
Ein nicht zu unterschätzendes Problem beim Einbau eines SlimLine-Laufwerkes in einen STe ist die Farbe und die
Blende. Es gibt nur sehr wenige Laufwerke in der Farbe "grau" oder "beige" welche dann auch noch mit einer
Blende versehen sind - die meisten SlimLine-Laufwerke werden intern verbaut, in Systemen, deren Gehäuse
praktisch die Blenden mitbringen.
Nach langer Suche wurde ein Laufwerk (Typ "W1D Citizen") gefunden, welches beide Voraussetzungen erfüllt und
dieses wurde dann gleich zweimal erworben.
[]
Im Atari-Home-Forum wurden im November 2013 die letzten noch vorhandenen und unbestückten Platinen der als
Panther/2 bezeichneten Erweiterung angeboten. Ich erwarb zwei dieser Platinensätze.
Die Panther/2 ist eine Erweiterung zum Anschluß von ISA-Bus-Karten und wurde auf den Einsatz NE-kompatibler
Netzwerkkarten und der auf dem ET4000-Grafik-Controller basierenden Grafikkarten spezialisiert. Damit ist es
möglich, einen herkömmlichen VGA-Monitor am 1040 STe zu betreiben und dessen hochauflösende Grafik zu verwenden.
Notwendig dazu ist neben der Hard- und Firmware weitere Systemsoftware (Systemtreiber), die dafür sorgt, daß das
Videosignal des Atari auf dem Monitor dargestellt wird.
Die Panther/2 besteht aus zwei (drei) Bestandteilen. Die Busplatine nimmt die Logik zur Kommunikation mit dem
Atari und der Slotplatine auf. Die Slotplatine wiederum beinhaltet die Schaltung zur Kommunikation mit der
Grafikkarte. Auf der Bus- und Slotplatine befindet sich Firmware in Form programmierter GAL-Schaltkreise.
Die Grafikkarte letztendlich ist eine herkömmliche ISA-Bus-Grafikkarte und aufgrund der Spezialisierung der
Firmware der Panther/2 eine ET4000-Grafikkarte.
Ursprünglich bestand die Absicht, alle drei Bestandteile im Gehäuse des 1040 STe unterzubringen. Aufgrund der
Abmaße sowohl der Slotplatine, als auch der Grafikkarte, wurde diese aufgegeben. Das ist auch der Grund dafür,
daß sich nun in dem Atari eine SCSI-Festplatte und die UltraSatan befinden. Die Busplatine ist natürlich intern
eingesetzt.
Der Platz in dem Gehäuse eines 1040 STe ist sehr rar. Daher ist die Busplatine entfernt von der CPU montiert
und wird über ein Flachbandkabel, welches an den CPU-Adapter angeschlossen ist, mit den notwendigen Signalen
versorgt. Das Flachbandkabel selbst ist gar nicht an die Busplatine angeschlossen, sondern an die "huckepack"
installierte MagnumST.
An die Gehäuserückwand wurden zwei 34-polige Pfostenstecker montiert. Diese sind mit Flachbandkabeln mit der
Busplatine verbunden. An diese rückseitigen Pfostenstecker wird die Slotplatine angeschlossen.
Im Prinzip gestaltet sich der Aufbau beider Platinen problemlos und normalerweise sind bei der Inbetriebnahme
keine Probleme zu erwarten. In diesem Fall kam es aber zu erheblichen Problemen bei dieser Inbetriebnahme.
Letztendlich ist der Fehler ganz lapidarer Natur gewesen.
Das Fehlerbild äußerte sich darin, daß die Panther nicht korrekt vom Einstellprogramm erkannt wurde. Dieses
Programm dient dazu, die Modi der angeschlossenen Grafikkarte zu ermitteln, um anhand dieser
Konfigurationsdateien für die NVDI-Treiber zu erzeugen. Das Programm erkannte im System etwas, was an die Panther
"erinnerte", denn der angeschlossene VGA-Monitor wurde sporadisch ein- und ausgeschaltet. Allerdings stürzte es
in allen möglichen Situationen ab und die Erzeugung eines Testbildes war nicht möglich.
Während der Fehlersuche erhielt ich von sehr vielen Seiten Hilfe und es wurden alle Hinweise und Tips
berücksichtigt und umgesetzt. Nichts half aber tatsächlich. Daher wurde die Panther wieder ausgebaut und in einem
Testsystem, ohne weitere Komponenten am Systembus, installiert. Es ergab sich das gleiche Fehlerbild. Nach
intensiver Suche auf der Platine - ohne Schaltplan - wurden tatsächlich 3 (!) fehlerhafte Durchkontaktierungen
gefunden. Nach der Behebung dieser wurde die Panther erkannt und die Konfigurationsdateien konnten erzeugt
werden.
Die Panther läuft im System, mit vielen anderen Komponenten gemeinsam stabil.
[]
Da der ursprüngliche Plan zur Integration der Slotplatine inklusive der Grafikkarte im Gehäuse des STe aufgegeben
wurde, mußte nach einer Alternative gesucht werden, welche sich optisch in das Gesamtensemble integriert.
Die Wahl fiel auf ein kompaktes Plastikgehäuse in der Farbe weiß, welches so groß wie nötig ist, um sowohl
Slotplatine als auch Grafikkarte zu beherbergen.
Die Slotplatine ist mit der Busplatine über zwei 34-polige Flachbandkabel verbunden, welche bis zu 60 cm lang sein
dürfen. Diese Länge wurde natürlich nicht verwendet. Von der Busplatine führen noch im Atari zwei kurze Kabel zur
Gehäuserückseite an zwei dort befestige Pfostenstecker. An diese beiden Stecker wird dann die Slotplatine
angeschlossen, ebenfalls über zwei sehr kurze Flachbandkabel, welche aus dem Kompaktgehäuse herausgeführt sind.
Das Gehäuse wird direkt hinter dem Atari plaziert und dient ganz nebenbei auch noch als Podest für
den Minimonitor. Es wurde optisch durch einige Aufkleber aufgewertet.
[]
Diese Erweiterung wurde mir von einem anderen Atari-Enthusiasten aufgrund des hohen Speicherbedarfs des
NVDI-Programmpaketes nahegelegt. Die Schaltpläne der MagnumST sind vom Entwickler dieser Erweiterungskarte
Uwe Schneider veröffentlicht worden (im Link-Bereich ist dessen Homepage
hinterlegt).
Das Originallayout der Karte ist für eine DIL-Ausführung der MC68000-CPU ausgelegt und beinhaltet gleichzeitig das
Betriebssystem TOS 2.06, welches Mindestvoraussetzung für den Betrieb der Magnum ist.
Es war also notwendig, den Schaltplan neu aufzunehmen und daraus das integrierte TOS zu entfernen. Das Layout wurde
sehr stark verändert, um den Gegebenheiten des Systems, in dem diese Magnum zum Einsatz kommt, zu entsprechen.
Letztendlich besitzt die neu entworfene Platine ebenfalls einen 64-poligen DIL-Verbinder, einfach aus dem Grund,
weil die Panther-Busplatine auf diese Art der Verbindung zum CPU-Bus ausgelegt ist.
Die Magnum wird demzufolge auf die Panther gesteckt und beide erhalten die notwendigen Signale vom CPU-Bus über das
schon mehrfach erwähnte kurze Flachbandkabel, welches vom CPU-Sockel-Adapter kommt. Zum anstecken dieses Kabels
besitzt die Magnum seitlich sitzend einen 64-poligen Pfostenstecker.
Die Bauweise der Magnum ist so kompakt, daß von ihrer Oberseite bis zum Gehäusedeckel noch mehrere Millimeter
Abstand sind. Die Magnum besitzt einen programmierten MACH210-Schaltkreis in PLCC-Ausführung, welcher erst diese
kompakte Bauweise erlaubt.
Als Speichermodul kommt ein herkömmliches 72-poliges SIMM-Modul im Fast-Page-Modus (FPM) zum Einsatz, welches bis zu
16 MB Speicher besitzen darf. Das Modul wird in einen entsprechenden Sockel gesteckt, welcher sich an der anderen
Längsseite der Magnum befindet.
Tatsächlich genutzt werden im System nur bis zu 10 MB, da mehr aufgrund der eingesetzten Hardware nicht adressiert
werden können. Dieser zusätzliche Speicher wird im System als sogenannter Fast-RAM bereitgestellt.
Um die MagnumST zunächst zu testen, d.h. ohne weitere Komponenten im System zu betreiben, wurde der
Einfachheit halber ein 1040 STf gekauft, da dieser Rechner mit einer 64-poligen DIL-CPU ausgestattet ist.
Der Ausbau der CPU und der Einbau einer entsprechenden Platine mit Anschluß für die Magnum gestaltet sich
hier wesentlich einfacher als im 1040 STe mit seiner PLCC-CPU.
Die Tests verliefen zur vollen Zufriedenheit.
Der eingangs des Kapitels erwähnte Fehler bei der Inbetriebnahme der Magnum im 1040 STe ist auf meine
Unerfahrenheit zurückzuführen. Sowohl die Schaltung als auch die Hardware sind fehlerfrei.
Der Fehler wird auf Nachfrage gern erläutert.
Diese von mir entwickelte MagnumST arbeitet stabil und fehlerfrei im Gesamtsystem. Wer sich für das Layout
und zum eventuellen Fertigen der Platine für die Gerberdaten interessiert, findet diese ebenfalls
im Download-Bereich.
[]
Leistungsfähigkeit des Systems
Auch wenn es sich bei dem Gesamtsystem um ein nicht-beschleunigtes System handelt, d.h. weder die Bus- noch die
Prozessorgeschwindigkeit verändert wurde, ist dennoch eine Steigerung der Leistungsfähigkeit vorhanden. Diese
ergibt sich aus den zusätzlich installierten Komponenten.
Das IDE-Interface und die angeschlossenen CF-Karten stellen einen komfortablen Massenspeicher zur Verfügung. Die
Panther/2-Grafikerweiterung ermöglicht das Ausführen grafikorientierter Programme, welche mit mehr als 16 Farben
und einer höheren Auflösung als 320x200 Pixel arbeiten. Mithilfe der Panther/2 wird in dem System eine Auflösung
von 1024x786 Pixel mit einer Farbtiefe von 256 Farben zur Verfügung gestellt. Die Magnum/ST letztendlich sorgt
für den zusätzlichen RAM-Hauptspeicher, den grafik- und speicherintensive Programme zur vernünftigen Ausführung
benötigen.
Durch den Einsatz des Betriebssystems MagiC (Version 6.20) und des Netzwerk-Layers MagXNET (Version 1.4.2b) wird
auch von dieser Seite aus dazu beigetragen, daß leistungsintensive Programme stabil und schnell arbeiten. MagXNET
in Zusammenarbeit mit dem MiNTNet-Redirector ist deutlich leistungsfähiger, als zum Beispiel die Kombination TOS
(Version 2.06) und STiNG.
Zu den Programmen, die von den zuvor genannten Leistungsmerkmalen des Systems sehr deutlich profitieren, zählen
die Internetapplikation HighWire (Version 0.3.4 beta 6) und die Emailanwendung Troll (Version 1.7D).
HighWire ist ein sehr leistungsfähiger Internetbrowser, mit dem auf einem 68k-System wie diesem in Internet
komfortabel gearbeitet werden kann. Selbstverständlich muß hierbei die Geschwindigkeit der eingesetzten
Netzwerkkarte berücksichtigt werden, welche mit 10 MBit/s nur ein Zehntel der üblichen Geschwindigkeit beträgt.
Die Darstellung von Internetinhalten, inklusive Bildern und CSS-Komponenten ist sehr gut. Internetseiten, welche
auf "Schnickschnack" wie Java verzichten, werden in einer bestechenden Qualität präsentiert.
Troll ist eine ausgereifte und stabil arbeitende Email- und UseNET-Anwendung, mit der intuitiv und schnell
gearbeitet werden kann.
Beide Anwendungen würden auf einem Standard 1040 STe nicht oder nur sehr unzureichend arbeiten.
Einige der Fotos zeigen das System unter Ausnutzung seiner leistungssteigernden Merkmale.
In diesem Video können Sie sich von der Leistungsfähigkeit
dieses Systems beeindrucken lassen. Es zeigt den Rechner beim Abspielen einer Audio-CD und dem gleichzeitigen
Laufen des Bildschirmschoners "TwiLight". Damit wird demonstriert, daß das Arbeiten am STe durch die
Musikbegleitung entspannt und weiterhin flüssig erfolgen kann.
Fazit
Letztendlich galt es nicht nur, sämtliche Zusatzschaltungen und Erweiterungen elektrisch mit dem STe zu verbinden,
sondern diese auch mechanisch und optisch ins System zu integrieren.
Bis auf das Netzteil und die Grafikkarte sind alle anderen Komponenten intern. Diese wurden auf etagenförmigen
Aufbauten aus Plexiglas montiert, welche wiederum an der Grundplatine des STe befestigt sind. Auf einigen Fotos kann
dies gut erkannt werden.
Abschließend ziehe ich das Fazit, daß dieser Umbau sehr viel Spaß gemacht hat, sehr viele Nerven kostete und
letztendlich in einem sehr schönen Vorzeigegerät endete.
|