DerErstellt: 20.04.2016
in den Jahren 1965 bis 1967 in monolithischer Weise erbaute Bunker diente der 1. LVD der LSK/LV der DDR
als Hauptgefechtsstand GS-31. Der Bunker wurde in den Wäldern in der Nähe des Örtchens Kolkwitz errichtet
und nahm am 07. Juli 1967 seinen regulären Betrieb auf Er befand sich seitdem bis zum Ende des Bestehens
der NVA ständig im diensthabenden System (DHS). Seine Objektnummer 31 leitet sich vom Nachrichtenbataillon
31 der LSK/LV ab, welches auch die Nachrichtenzentrale des GS leitete.
Das Objekt wurde auch von der Luftfahrtgesellschaft der DDR, Interflug, genutzt. So führte diese am 14.08.1972 auch
das Unglücksflugzeug vom Typ Iljuschin IL-62, welches letztendlich in der Nähe von Königs-Wusterhausen abstürzte.
Diese Katastrophe kostete 156 Menschen das Leben.
Der Bunker ist ein Schutzbauwerk der Klasse "B" und bietet somit keinen Schutz vor Kernstrahlung. Seine
Bauweise, zum Beispiel sind die Außenmauern nur 50 cm stark, bietet keinen Schutz vor schweren direkten
Treffern oder Treffern in unmittelbarer Nähe. Es stellt sich also auch bei diesem Bauwerk die Frage nach
dessen Sinn, zumal dem gegnerischen Militärpakt, der NATO, dieses Bauwerk nicht unbekannt war.
Es handelt sich um ein 3-Etagen-Bauwerk.
Bis 1994 wurde der Bunker aus dem Dienst der Bundeswehr entfernt und wechselte seither mehrfach den
Eigentümer. Dieser ist zum jetzigen Zeitpunkt (2016) die Gemeinde Kolkwitz, welche mit dem Förderverein des
Bunkers "Kolkwitzer Bunkerfreunde GS-31 e.V." einen Nutzungsvertrag abgeschlossen hat. Der Verein ist nicht
Mitglied der "Bunkerallianz Brandenburg".
Von dem ehemaligen sehr großen Gesamtkomplex sind nur wenige Gebäude erhalten geblieben. Einige dienen
heutzutage Firmen als Niederlassung bzw. Betriebsgebäude, andere stehen leer und verfallen langsam.
Interessant ist die große Halle, welche sich unweit des Bunkers befindet und von einem Eisenwarenhandel
genutzt wird. Diese Halle ist das Tarnbauwerk eines geplanten, jedoch nie fertiggestellten zweiten Bunkers,
welcher den ersten ablösen sollte und modernsten Standards entsprochen hätte.
Der Bunker blieb glücklicherweise vom Schicksal vieler seiner "Artgenossen" verschont und war keinem
Vandalismus oder Plünderungen ausgesetzt. Zwar wurde er von der Bundeswehr teilgeräumt, insbesondere die
Rechentechnik und die Dieselaggregate wurden komplett ausgebaut, aber die Räumlichkeiten blieben nahezu im
Originalzustand erhalten.
Seit 2004 widmet sich der Förderverein dem Erhalt und der Rekonstruktion des Bunkers. Dies betrifft sowohl
die Bausubstanz, die Räume, als auch die Technik und Geräte.
Im Rahmen einer regulären, ca. 2 ½ Stunden dauernden Führung konnte der Bunker im April 2016 besichtigt
werden. Die Führung übernahm der Vereinsvorsitzende, ein ehemaliger leitender Nachrichtenoffizier, welcher
in den siebziger und achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts im GS-31 seinen Dienst verrichtete.
Vollkommen frei von politischen und ideologischen Aspekten fand die Führung statt. Die fachliche Kompetenz
war deutlich zu erkennen; auf jede Frage konnte eine erklärende Antwort gegeben werden.
Der Verein bemüht sich enthusiastisch, den Bunker nach und nach in seinen "alten" Zustand zu versetzen. Es
werden Geräte gewartet und repariert und auch neu angeschafft. Zum Beispiel räumte erst vor kurzer Zeit das
Kraftwerk Jänschwalde seine alte DDR-Nachrichtentechnik aus und bot dem Verein an, diese kostenlos zu
übernehmen, wenn dieser die Räumungskosten trägt. Während der Führung konnten zwei Fernschreiber im Betrieb
betrachtet werden.
Auch die Bausubstanz wird vom Verein wieder instand gesetzt.
Der Höhepunkt war aus subjektiver Sicht die Besichtigung des Gefechtsstandsraumes im dritten Untergeschoß.
Der darin enthaltene Kartenraum, wie auch der Gefechtsstand selbst, sind praktisch vollständig erhalten
geblieben. Auf einer Fläche von ca. 5x15 qm sind alle Flugroutenkarten aus der Dienstzeit enthalten. Es
entsteht ein Eindruck von der schweren Arbeit der Planzeichner, welche ich während meiner Dienstzeit
selbst erfahren konnte.
Die Planzeichner mußten zum Teil über schmale Stufen an der Karte nach oben klettern, um die Ziele zu
zeichnen.
Es war wieder sehr beeindruckend und schön zu erleben, daß ein Verein mit seinen engagierten Mitgliedern
sich liebevoll dem Erhalt und Wiederaufbau eines militärhistorisch bedeutsamen Objektes widmet.
Für weitere und ausführlichere Informationen wird auf
die Internetseiten des
Vereins "Kolkwitzer Bunkerfreunde GS-31 e.V." verwiesen.
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