DasErstellt: 10.10.2014
erste richtig große Projekt zur Erweiterung eines "alten" Computers, im Fachjargon sagt man heutzutage
auch "modding" dazu, war die Aufrüstung eines zweiten 1040 STe. Dabei gestaltete sich der Ablauf dieses
Projektes nicht immer geradlinig und einfach, da durch die mangelnde Erfahrung auf dem Gebiet der Elektronik
einige Rückschläge auftraten. Letztendlich wurden aber alle Anforderungen verwirklicht und sind, sowohl
hardware- als auch softwareseitig, stabil im Einsatz.
Folgende Merkmale zeichnen diesen erweiterten 1040 STe aus.
- Betriebssystemumschalter
- CAPS-Lock-LED
- Real-Time-Clock
- Statusanzeige über mehrere LED
- Interner CF-Kartenleser
- Interner SD-Kartenleser (SatanDisk)
- HD-Diskettenlaufwerk (Ajax-Controller)
- Netzwerkkarte (NetUSBee, halbintern)
- PS/2-Mausanschluß
- Modernes, kompaktes Netzteil
Als externe Erweiterung kommt ein Signalwandler hinzu, welcher es erlaubt, einen VGA-TFT-Monitor an den
Atari anzuschließen und auf diesem auch die Farbmodi wiederzugeben. Die Qualität der Darstellung ist gut.
Zur Ausnutzung und Demonstration des Farbmodus wurde ein kleines ST-Pascal-Programm entwickelt, welches eine
Diashow von Bildern beinhaltet. Die Bilder liegen im jpg-Format vor und wurden mit einer herkömmlichen
Digitalkamera aufgenommen. Das Bildbearbeitungsprogramm "SMURF" ermöglicht die Konvertierung von jpg-Dateien
in das Atari-kompatible Format "DEGAS". Dazu werden die Bilddateien zunächst am PC aufbereitet und
anschließend auf dem Atari konvertiert.
Einen Ausschnitt aus dieser Diashow (Urlaubsbilder) können Sie
in diesem Video sehen. Vielleicht erkennen Sie ja das
eine oder andere Motiv.
Der Atari ist vorbereitet, um das Betriebssystem auf EPROM-Schaltkreisen aufzunehmen. Es gibt sehr viele
Anleitungen im Internet, die erklären, wie mit einem Schaltkreis und einem Umschalter zwei Systeme
bereitgestellt werden können. In Zusammenarbeit mit Tobias Grönhagen wurde eine spezielle Variante
entwickelt, welche es gestattet, die Umschaltung zwischen den beiden installierten Betriebssystemen im
Betrieb vorzunehmen, ohne daß das System dabei abstürzt. Die eigentliche Umschaltung erfolgt durch einen
Reset. Die beiden Systeme sind TOS 2.06 und MagiC 6.02.
Es kann als Spielerei abgetan werden, aber es ist eine durchaus anspruchsvolle Erweiterung: Die
CAPS-Lock-LED. Hierbei kommen nämlich Hardware- und Softwareaspekte zum Tragen.
Der Atari besitzt natürlich eine Taste, mit der dauerhaft auf Großschrift geschaltet werden kann. Aber aus
Spargründen wurde auf die Signalisierung der Hochstellung mittels einer LED verzichtet. In Kooperation mit
Tobias Grönhagen wurde eine Schaltung entwickelt, mit der diese Signalisierung nun gegeben ist. Tobias
Grönhagen entwickelte dazu in mehreren Revisionen einen Schaltplan und wurde dabei von mir durch
Tests und Fehlersuche stark unterstützt. Um die Schaltung sinnvoll nutzen zu können, bedarf es einer
zusätzlichen Software. Eine erste Version dazu wurde ebenfalls von Tobias Grönhagen entwickelt. Ich
habe diese Version vervollständigt. Herausgekommen ist ein sogenanntes ACC, welches nach Aktivierung dafür
sorgt, den Status der LED und somit der Hochstellung anzuzeigen.
Sowohl hardware- als auch softwareseitig ist der Atari 1040 STe vorbereitet, die aktuelle Uhrzeit und das
Datum in einer RTC zu speichern. Diese RTC ist zum Beispiel in den MegaST-Modellen vorhanden. Im Profibuch
ist die dazugehörige Schaltung enthalten, welche genauso auf einer kleinen Lochrasterplatine nachgebaut
wurde. Sowohl TOS 2.06 als auch MagiC 6.02 sind in der Lage, diese RTC auszulesen.
Die zahlreichen Erweiterungen machten es erforderlich, eine Statusanzeige einzubauen, welche durch LED
vorgenommen wird. Signalisiert werden die Auswahl des Betriebssystems, die Zugriffsaktivität der
Massenspeicher (CF, SD) und die Verfügbarkeit der Netzwerkkarte.
Der eingebaute CF-Kartenleser ist das Kernstück aller Erweiterungen. Dazu ist ein sehr kleiner, kompakter
ACSI-SCSI-Hostadaper intern am DMA-Anschluß des STe angeschlossen. Dieser Adapter besitzt (wie die meisten
seiner Art) einen DMA-Ausgang und -Eingang. An die SCSI-Schnittstelle des Adapters ist eine SCSI-IDE-Bridge
von Acard (AEC 7720 UW) angeschlossen, an deren IDE-Port sich wiederum ein kompakter CF-Kartenleser mit
IDE-Schnittstelle befindet. Die gesamte Kombination findet im Atari Platz und wird ohne Probleme vom
Festplattentreiber HDDRIVER (Version 8.23) erkannt und verwaltet.
Neben dem CF-Kartenleser befindet sich eine SatanDisk, wodurch auch SD-Karten als Massenspeicher verwendet
werden können. Die SatanDisk ist ein ACSI-Gerät und ist direkt an den Ausgang des Hostadapters angeschlossen.
Sie wird ebenfalls problemlos von HDDRIVER verwaltet.
Das 720KB-Diskettenlaufwerk wurde gegen ein Atari-kompatibles 1,44MB-Laufwerk ausgetauscht. Atari mißbraucht
das write-protect-Signal, um den disc-change-detection-Mechanismus zu implementieren. Es wird also kein
separates disc-change-detect-Signal verwendet. Es gibt nur sehr wenige PC-Diskettenlaufwerke, die das
write-protect-Signal so verarbeiten, daß es sich Atari-konform verhält. Dazu zählt das in diesem STe
eingebaute "TEAC FD-235HF 240U". Der bloße Austausch des Diskettenlaufwerkes genügt jedoch nicht, um auch
1,44MB-Disketten verarbeiten zu können. Der original im 1040 STe eingesetzte FD-Controller ist nicht in der
Lage, solche Disketten zu behandeln. Ein sogenannter Ajax-Controller schafft hier Abhilfe. Es wird jedoch
noch zusätzliche Logik benötigt, da die "steprate" bei 720KB- und 1,44MB-Disketten unterschiedlich ist.
1,44MB-Disketten können nur mit einer Signalfrequenz von 16 MHz bearbeitet werden. Der "Shifter" im Atari
stellt die 16 MHz zur Verfügung.
Die größte Herausforderung war jedoch die Änderung der Blende des PC-Diskettenlaufwerkes, so daß die
Originalabdeckung des STe in Bezug auf den Ausschnitt für das Diskettenlaufwerk unverändert bleiben konnte.
In dem STe ist eine Netzwerkkarte NetUSBee halbintern installiert. Bis auf den Platinenstecker wurde die
NetUSBee mit einem selbstgebauten Gehäuse versehen und kann rückseitig in den Atari gesteckt werden. Dazu
befindet sich an dieser Stelle ein zweiter, interner ROM-Port. Da nicht gleichzeitig zwei ROM-Ports im STe
aktiv sein dürfen, wurde ein ROM-Port-Switcher als Eigenbau installiert, welcher ebenfalls von Tobias
Grönhagen entwickelt wurde. Wird der rückseitige ROM-Port inaktiv geschaltet, läßt sich der originale Port
für andere Steckmodule verwenden. Die Netzwerkfunktionalität kann in diesem Fall nicht genutzt werden.
Das vorderseitige Herausführen des Anschlusses für die Maus am 1040 STe ist sehr gewöhnungsbedürftig und
unpraktisch. Matthias Aschenbrenner hat ein PS/2-Interface entwickelt, welches intern installiert werden
kann. Daran kann dann eine herkömmliche PS/2-Maus angeschlossen werden.
Ich habe dieses Interface auf die Tastaturplatine montiert und den PS/2-Anschluß seitlich herausgeführt,
so daß die Maus nun an der rechten Seite des STe angeschlossen wird. Dazu ist in der Originalabdeckung eine
kleine Bohrung eingebracht worden.
Nicht nur aus Gründen des Ersatzes des betagten Originalnetzteiles, sondern auch zur Platzersparnis wurde
ein modernes, kompakteres Schaltnetzteil eingebaut.
|